70-jähriges Jubiläum der Musikkapelle Hartpenning

Quelle: merkur.de vom 03.07.2017

Die Musikkapelle Hartpenning hat bei Staatsempfängen und für Fußballmeister gespielt. Jetzt feiert sie ihr 70-Jähriges.

Hartpenning – Sie spielte zum Abschied für Königin Silvia von Schweden und zur Begrüßung des Europapokalsiegers FC Bayern München am Riemer Flughafen. Jahrelang trat sie im Hacker-Zelt auf dem Oktoberfest auf. Und dass der chinesische Ministerpräsident Li Ping sein Besuchsprogramm am Tegernsee angesichts Protesten gegen Menschenrechtsverletzungen abbrach, daran war nicht die Blasmusik schuld. Die Musikkapelle Hartpenning zählte einmal zu den bekanntesten Formationen, die die bayerische Blasmusik in alle Welt hinaus trugen – bis in die Schweiz und die USA. Heute lassen es die 24 Musikanten um ihren Dirigenten Markus Reichhart zwar ruhiger angehen. Ihren 70. Geburtstag feiert sie aber mit einem Festwochenende von 7. bis 9. Juli.

Dass die Kapelle einmal derart populär würde, hätte bei ihrer Gründung in den Nachkriegsjahren wohl niemand geahnt. 1947 nimmt der damalige Hartpenninger Pfarrer Johann Trischberger in einer Jugendstunde einige Burschen aus dem Dorf beiseite: Ob sie nicht Lust hätten, eine Blaskapelle zu gründen? Die Burschen haben, und der Musiklehrer Wolfgang Haenicke, ein Flügelhornist an der Münchner Staatsoper, nimmt sie unter seine Fittiche. Als Lohn bekommt der Musiklehrer aus München Eier, Mehl, Brot und ab und zu mal ein Stück Geräuchertes. Um Instrumente zu kaufen, werden ein paar Festmeter Langholz zu Geld gemacht. Wenige Monate später schallt an Heiligabend schon „Stille Nacht“ vom Kirchturm von Mariä Heimsuchung. Die Burschen bleiben dran und werden mehr, und der professionelle Unterricht macht sich bezahlt: Sie spielen bald auf technisch hohem Niveau. Sepp Zinsbacher ist ihr erster Musikmeister, 1957 übergibt er an Josef Jörg, und 1962 übernimmt Winfried Schnabel den Taktstock.

Der erst 24-Jährige soll die bislang prägendste Figur in der Historie der Hartpenninger werden: Schnabel feilt weiter am Niveau und macht sie zu einer der bekanntesten Kapellen in Bayern, die für Staatsbesuche, Königinnen und Fußballmeister aufspielt. Die Kapelle ist heiß begehrt. „Es gab damals auch nicht so viele Gruppen wie heute“, meint der heutige Musikmeister Reichhart.

1976 nimmt die Musikkapelle Hartpenning eine Langspielplatte „So klingt’s im Oberland“ auf. Dafür legt sie sich quasi einen Künstlernamen zu, nämlich Stubenbacher Blasmusik. Produzent Harald Huber, der die Musikkapelle bei einem Auftritt in einem Festzelt entdeckte, wollte es so. „Er hat damals gemeint, dass der Name Musikkapelle Hartpenning nicht gut vermarktbar ist“, berichtet Reichhart. Der neue Name behielt aber Bezug zu Hartpenning: Der Stubenbach ist ein Bach am Hackensee. Der Höhenflug an Popularität führt die Kapelle etwa nach Davos und Chur, 1994 sogar zu einem achttägigen Oktoberfest in Atlanta in den USA.

1988 hatte Schnabel die Leitung abgeben, nachdem er schwer erkrankte; er starb 1993. Uli Pförtsch, heute Soloposaunist beim Orchester des Bayerischen Rundfunks, übernahm für vier Jahre, musste dann aber aus beruflichen Gründen den Dirigentenstab weiterreichen. Markus Reichhart, damals erst 19 Jahre alt, übernimmt 1993.

So illustre Auftritte wie einst hat die Kapelle heute zwar nicht mehr, für Qualität steht sie aber nach wie vor. Das beweist sie jedes Jahr mindestens zwei Mal: beim Frühjahrskonzert und beim Kirchenkonzert im Herbst. Nachwuchs ist bei den Musikanten gern gesehen.

So wird gefeiert

Ihren Geburtstag feiert die Musikkapelle Hartpenning mit einem Jubiläumswochenende beim Mentl in Kleinhartpenning (Am Hinterfeld 2). Es beginnt mit einem Jubiläumsabend mit Tanz und Barbetrieb am Freitag, 7. Juli, um 20 Uhr. Dabei spielen die Hallgrafen Musikanten auf, der Eintritt kostet fünf Euro. Am Sonntag, 9. Juli, feiern die Musikanten mit ihren Gästen eine Feldmesse an der Kapelle St. Sebastian in Kleinhartpenning. Im Anschluss findet ein Frühschoppen mit der Musikkapelle Hartpenning selbst statt.

Aus dem Gemeindeblatt zu diesem Jubiläum: