Sie spielte für Königin Sylvia und den FC Bayern: Musikkapelle Hartpenning feiert runden Geburtstag

Quelle: merkur.de vom 12.10.2022

An Kirchweih wird zwei Tage gefeiert: Die Musikkapelle Hartpenning blickt auf ihr 75-jähriges Bestehen zurück – und auf teils prominente Auftritte.

Großhartpenning – Sie trat schon in aller Welt und vor illustrem Publikum auf. Sogar den alten Münchner Flughafen in Riem machte die Musikkapelle Hartpenning zu ihrer Bühne, blies dort Königin Silvia von Schweden den Marsch zum Abschied und dem FC Bayern nach dem Europapokalsieg zur Begrüßung. Nun feiert die Kapelle ihr 75-jähriges Bestehen. Zum Jubiläum steigt an Kirchweih ein zweitägiges Fest.

Seit 1947 hat das Dorf seine eigene Kapelle: In der Nachkriegszeit nimmt der damalige Hartpenninger Pfarrer Johann Trischberger in einer Jugendstunde einige Burschen aus dem Dorf beiseite: Ob sie nicht Lust hätten, eine Blaskapelle zu gründen? Die Burschen haben, und der Musiklehrer Wolfgang Haenicke, ein Flügelhornist an der Münchner Staatsoper, nimmt sie unter seine Fittiche. Als Lohn bekommt der Musik- lehrer aus München Eier, Mehl, Brot und ab und zu mal ein Stück Geräuchertes. Um Instrumente zu kaufen, wer- den ein paar Festmeter Lang- holz zu Geld gemacht. Wenige Monate später schallt an Heiligabend schon „Stille Nacht“ vom Kirchturm von Mariä Heimsuchung.

Die Kapelle wächst mit den Jahren nicht nur, sie mausert sich dank des professionellen Unterrichts auch zu einer Truppe auf technisch hohem Niveau. Sepp Zinsbacher ist ihr erster Musikmeister, 1957 folgt Josef Jörg. 1962 übernimmt mit gerade einmal 24 Jahren Winfried Schnabel – und wird zur prägenden Figur in der Historie der Kapelle: Er macht die Hartpenninger zu einer der bekanntesten Blaskapellen in Bayern. „Damals gab es nicht so viele gute Kapellen“, weiß der heutige Zweite Vorsitzende Johannes Huber.

Die Musikanten aus Hartpenning werden sogar für Staatsbesuche gebucht, etwa den des schwedischen Königspaares 1979 oder den des chinesischen Ministerpräsidenten Li Peng 1994. Mitte der 70er-Jahre nehmen sie ihre Langspielplatte „So klingt’s im Oberland“ auf, legen sich dafür den Namen „Stubenbacher Blasmusik“ zu, den Produzent Harald Huber damals für besser vermarktbar hält. Ihre Auftritte führen die Musikanten vom Stubenbach und aus Hartpenning bis nach Atlanta in den USA, wo sie bei einem „Oktoberfest“ aufspielen.

Solch illustre Zeiten sind heute Erinnerung, doch gut beschäftigt sind die ambitionierten rund 20 Musikanten um den heutigen Dirigenten Markus Reichhart, der den Taktstock 1993 von Schnabels Nachfolger Uli Pförtsch übernahm, bis heute. Dutzende Male im Jahr werden sie gebucht, in Biergärten vom Sapplbräu in Holzkirchen bis zum Hirschgarten in München oder auf Waldfesten. Freilich spielen sie auf, wenn im Dorf was los ist, beim Maibaumaufstellen, Jahrtagen oder Festen.

Und wenn nicht gerade Corona alles auf Eis legt, laden sie zweimal im Jahr selbst das Publikum ein – zum Frühjahrskonzert und zum Kirchenkonzert im Herbst, das heuer für 13. November geplant ist. 2019 haben sie auch einen eigenen Verein gegründet, Vorsitzender ist Martin Schmid, Huber sein Stellvertreter. „Wir können nun auch passive Fördermitglieder aufnehmen“, sagt der Vize. „Die Verbundenheit zu den Musikanten ist damit vielleicht noch besser gegeben.“

Aber auch aktive Musikanten sind jederzeit willkommen. Damit die Tradition fortleben kann, suchen die Musikanten stets nach Nachwuchs, den sie auch fördern. „Wir haben Leihinstrumente und vermitteln gerne Unterricht“, erklärt Huber. Er selbst spielt Trompete und Flügelhorn. Zur Kapelle kam er, als er 17 Jahre alt war, heute ist er 32 und immer noch gern dabei. „Ich glaub, dass wir ein super Haufen sind“, sagt Huber. „Und Musispielen ist ein schönes Hobby.“

Kirta-Fest: Gefeiert wird das Jubiläum der Musikkapelle Hartpenning mit einem Kirta-Fest. Am Sonntag, 16. Oktober, ab 9 Uhr werden Vereine empfangen, der Kirchenzug stellt sich um 9.45 Uhr am Feststadel beim Mentl (Am Hinterfeld 2) auf. Um 10 Uhr beginnt eine Feldmesse an der Kapelle St. Sebastian am Ortsrand von Kleinhartpenning. Im Festzug geht es zurück zum Mentl-Stadel, wo ab etwa 11.30 Uhr die Jubiläumskapelle aufspielt und die Hartpenninger Plattler auftreten. Am Montag, 17. Oktober, um 12 Uhr beginnt das Kirtamontagsfest zunächst mit der Musikkapelle Hartpenning. Ab 14.30 Uhr steht Seilziehen auf dem Programm, ab 16 Uhr spielt zur Unterhaltung Oberland Blech auf. Fürs leibliche Wohl ist an beiden Festtagen gesorgt.